Abdullah Breshna
(1933 - 2021)
Abdullah Breshna wird als einer der bedeutendsten Architekten und Stadtplaner Afghanistans gesehen. In seiner über fünf Jahrzehnte währenden Karriere arbeitete Abdullah Breshna als erster offizieller Stadtplaner Afghanistans und realisierte mehr als 1.000 Projekte, darunter viele öffentliche Einrichtungen: Ministerien, Schulen, Bibliotheken, Kunstzentren, sozialer Wohnungsbau, Geschäfts- und Wohngebäude sowie Flächennutzungs- und Stadtentwicklungspläne für viele afghanische Städte.

Abdullah Breshna, der jüngste Sohn von Abdul Ghafur und Marguerite Brechna, wurde am 7. Januar 1933 in Kabul, Afghanistan, geboren. Er studierte Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe bei Professor Egon Eiermann und erwarb 1959 einen Abschluss als Diplom-Ingenieur für Architektur. Bis 1961 arbeitete er als Assistent an der Technischen Hochschule Karlsruhe sowie im Büro von Prof. Egon Eiermann und war an folgenden Projekten beteiligt: Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Berlin, Deutschland; Deutsche Botschaft, Washington D.C., USA; Wohnhaus Eiermann, Baden-Baden, Deutschland.
1961 kehrte Abdullah Breshna nach Kabul zurück und nahm die Arbeit für das Ministry of Public Works auf. 1965 gründete er die Central Authority for Housing and Town Planning. Diese war für die Planung und Umsetzung von Flächennutzungs- und Stadtentwicklungsplänen für fast alle Städte in Afghanistan zuständig. Breshna entwarf und leitete auch die Planung neuer Stadtteile in Kabul, wie Khair Khana Mena, Noormohamadsch Mena, Khushal Khan Mena und Wazir Akbar Khan Mena.
Die beeindruckende Karriere von Abdullah Breshna
Einfluss und Errungenschaften in Architektur und Stadtplanung
In den 1960er- und 1970er-Jahren spielte er eine entscheidende Rolle bei der Planung und dem Bau zahlreicher öffentlicher Einrichtungen, aber auch bei Konservierungs- und Restaurierungsprojekten in Afghanistan, darunter die erste Restaurierung des Darul-Aman-Palastes im Jahr 1966 sowie des Chihilsetoon-Palastes, des Bagh-e-Bala-Palastes und des Milli-Archivs sowie der ehemaligen Militärschule von König Abdur Rahman Khan.
Als Präsident der Afghan Construction Unit (ACUK) leitete er von 1972 bis 1978 die Planung und übernahm die Supervision des ersten Hochhauses in Afghanistan, des Gebäudes des Kommunikationsministeriums in Kabul (Tamir-e Mokhaberat).
Als Mitbegründer von ABAD, dem ersten privaten Architekturbüro in Kabul (1966–1979), entwarf er mehrere Regierungsgebäude, Moscheen, Geschäftshäuser und zahlreiche Villen in Wazir Akbar Khan, Shahr-e Naw usw.
Auf Wunsch von Tourialai Etemadi, dem Präsidenten der Universität Kabul, gründete und leitete Abdullah Breshna die Fakultät für Architektur von 1964 bis 1966. Er hielt es für unverzichtbar, Student:innen die Möglichkeit zu geben, im Ausland zu studieren und Berufserfahrung zu sammeln. Die große Mehrheit der afghanischen Architekt:innen und Ingenieur:innen, die in den 1960er- und 1970er-Jahren ausgebildet wurden, profitierte direkt oder indirekt von seinem großen Engagement in der Lehre.
Aufgrund der sowjetischen Invasion floh Abdullah Breshna mit seiner Familie nach Deutschland. Ab 1980 unterrichtete er für über 15 Jahre als Gastprofessor an den Universitäten Stuttgart, Karlsruhe und Kassel und gab Vorlesungen über die am wenigsten entwickelten Länder, allen voran Afghanistan. Außerdem leistete er Beiträge zu verschiedenen Veröffentlichungen und Forschungsprojekten beispielsweise zu den Themen Lehmbau, der Aufwertung informeller Siedlungen (z. B. Omdurman in Khartum, Sudan) und der Erhaltung und Wiederbelebung von historischen Städten (z. B. der Steinstadt von Sansibar, Tansania, und der Altstadt von Kairo, Ägypten).
Im Januar 2002 bat die neue afghanische Regierung Abdullah Breshna bei der Neugründung des Ministry of Urban Planning and Housing um Beratung. Ab 2002 arbeitete er als Senior Advisor an zahlreichen Design- und Stadtplanungsprojekten in Afghanistan. Dazu gehörten der Vorschlag und die ersten Entwurfsüberlegungen für die neue Stadterweiterung für rund zwei Millionen Einwohner:innen im Norden Kabuls (Deh Sabz), der Entwurf für das Mausoleum von Ahmad Schah Massoud im Pandschschir-Tal im Jahr 2004 und der Entwurfsvorschlag für die Umgestaltung des alten Parlamentsgebäudes und ein neues Erweiterungsgebäude in den Jahren 2004 bis 2005.